Interview mit Alumna Jenny Aragundy aus Ecuador

Jenny Aragundy

"Ich lernte Toleranz und Achtung vor fremden Kulturen."

Heute möchten wir Ihnen Alumna Jenny Aragundy vorstellen. Die 33jährige lebt seit ihrem Masterstudium an der Universität Karlsruhe wieder in ihrem Heimatland Ecuador. Der Schwerpunkt ihrer Hochschulausbildung am Institut für Wasser und Gewässerentwicklung war „Resource Engineering“. Inzwischen arbeitet Aragundy als selbstständige Beraterin und beschäftigt sich mit der Durchführung von nachhaltigen Sanitations-Projekten in verschiedenen Regionen von Ecuador. Außerdem forscht Aragundy in den Bereichen „Wasser, Abwasser, Nährstoffe“. Eléna Fichtner sprach mit ihr über ihr Heimatland und das Studium an der Fridericiana.


Wie kamen Sie auf die Idee sich in Karlsruhe für einen Masterstudiengang einzuschreiben?
Als ich nach Möglichkeiten eines Masterstudienganges gesucht habe, bin ich auf das „Resources Engineering Master Studium Programm“ gestoßen. Dieses Angebot beinhaltete alle Themenschwerpunkte, welche ich für mein Studium gesucht hatte. Außerdem kannte ich Alumni der Universität Karlsruhe, die mir die Fridericiana mit ihren hohen akademischen Qualitäten nahe gelegt haben.

Hat Sie das Studium an der Fridericiana besonders geprägt?
Für mich war es sehr wichtig und bedeutsam in einer multikulturellen Umgebung zu studieren und zu leben. Ich lernte während meiner Zeit in Karlsruhe, was Toleranz und Achtung vor anderen Kulturen bedeutet und erkannte die Notwendigkeit tolerant und rücksichtsvoll zu sein. Ich kannte vorher keine Muslime und meine beste Freundin aus dieser Zeit ist nun eine Muslima.

Hat Sie ihr Studium gut auf das spätere Berufsleben vorbereitet?
Am Anfang dachte ich, ich würde nicht alle Kenntnisse in die Praxis umsetzen können. Aber kurz nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, habe ich ein Praktikum bei der GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) in Eschborn begonnen und dabei erkannt, dass ich alles, was ich gelernt hatte, auch in meinem Berufsleben nutzen und einbringen konnte. Zusammenfassend kann ich somit sagen, dass ich sehr gut auf meine heutige Arbeit vorbereitet worden bin und mir viele berufliche Möglichkeiten damit eröffnet wurden.

Wie unterschieden sich die Studierenden und das Studium in Ecuador und in Deutschland?
Die Studierenden in Deutschland setzten eine ganz andere Methodologie ein als wir in Ecuador. In Deutschland gibt es bessere Recherchemöglichkeiten, z.B. größere Bibliotheken und Online- Zugang zu vielen Bibliotheken in Deutschland und der Welt. Außerdem ist der Internetzugang schneller und kostengünstiger als in Ecuador. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Studierenden in Deutschland mehr Freiheiten haben Vorlesungen zu besuchen, die nicht zu ihrem Studium gehören. Die Studierenden in Deutschland empfand ich außerdem als verantwortungsbewusster. Die Professoren in Deutschland forschen und aktualisieren ihr Wissen jeden Tag. In Ecuador können sie dies nicht, da sie auch anderen Berufen nachgehen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Vermissen Sie manchmal etwas aus Deutschland?
Es gibt viele Dinge, die ich aus Deutschland vermisse, z.B. die Ordnung, die Planung und Infrastruktur, die Forschungsmöglichkeiten, den freien Informationszugang, die stets ausreichend aktualisierten Fachbücher, die Geschwindigkeit des Internets, die Landschaft und die Farben der Natur im Herbst. Und täglich fehlt mir die Auswahl der verschiedenen Brotsorten.