Interview mit dem Alumnus Wolfgang Härdle

Wolfgang Härdle

Professor Dr. Wolfgang Härdle, geboren 1953 in Darmstadt, ist Inhaber des Lehrstuhls für Statistik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin und Direktor des Interdisziplinären Zentrums C.A.S.E. (Center for Applied Statistics and Economics). Er hat an der Universität Karlsruhe (TH) Mathematik studiert. 1978 legte er an der Fridericiana sein Diplom ab. 1982 promovierte er an der Universität Heidelberg, und 1988 habilitierte er an der Universität Bonn. Dr. Sibylle Orgeldinger sprach mit ihm über seine Laufbahn.

Herr Professor Härdle, welchen Anforderungen muss ein Statistiker heute gerecht werden?
Er muss eine solide Ausbildung in Mathematik, Datenanalyse und Informatik mitbringen. Außerdem sollte er offen sein für interdisziplinäre Fragestellungen, da die Statistik ein sehr breites Anwendungsgebiet hat.

Wie kamen Sie dazu, sich der Statistik zu widmen?
Zunächst hatte ich großes Interesse an der medizinischen Statistik und an quantitativen Verfahren in der Psychologie. Durch ein Projekt im Rahmen des SFB 123 „Stochastische Mathematische Modelle“ an der Universität Heidelberg über EEG-Analysen kam ich zur Statistik.

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Quantitative Finance, Mathematical Statistics und Computational Statistics.

Sie sind stellvertretender Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs „Ökonomisches Risiko“. Ist dieses Phänomen heute stärker ausgeprägt als früher?
Ja, ökonomische Risiken sind stärker ausgeprägt. Die Gründe dafür sind die Globalisierung und der damit einhergehende höhere Wettbewerb nicht zuletzt auch auf dem Arbeitsmarkt. Zudem werden heute auch mehr demographische Risiken sichtbar. Auch der Klimawandel stellt uns vor neue Probleme, die wir mit statistischen Methoden betrachten und formulieren müssen.

Was hat das Studium an der Universität Karlsruhe (TH) Ihnen für Ihre weitere Laufbahn mitgegeben?
Ich habe von 1972 bis 1978 ein Studium der Mathematik mit starken Informatikanteilen absolviert. Die Anwendungsorientierung der Karlsruher Mathematik und ihre Nähe zur Informatik und zum Wirtschaftsingenieurwesen haben mir die Grundlagen für die weitere Laufbahn mitgegeben.

Welche Erinnerungen haben Sie sonst noch an die Fridericiana?
Nach den Vorlesungen konnten wir uns wunderbar im Schlosspark entspannen, dort Fußball spielen oder einfach einen Kaffee trinken. Für die Fachschaft war ich im sozialliberalen Hochschulverband (SLH) engagiert. Ich gehörte der „Kommission für Lehre und Studium“ an, die sich schon sehr früh für studienbegleitende Prüfungen engagiert hat. In guter Erinnerung habe ich aber auch die Uni-Feste, bei denen Mohamedi seinen großen Grill mit den berühmten „27 aserbaidschanischen Gewürzen“ bediente.