Interview mit Alumna Elena Pancera

Elena Pancera

Frau Dr. Pancera, jüngst wurden Sie als erste Frau mit dem Carl-Freudenberg-Preis ausgezeichnet. Fühlen Sie sich als „Wegbereiterin“ für Frauen in der Elektrotechnik?
Dieser Preis ist für mich eine große Ehre, insbesondere weil schon immer Arbeiten von Wissenschaftlern dadurch honoriert worden sind, die etwas ganz Besonders geleistet haben. Dies unterstreicht die Bedeutung meiner Arbeit und gibt mir die notwendige Unterstützung weiter zu forschen. Außerdem ist der Preis für mich sehr wichtig, weil ich die erste Frau bin, die mit diesem Preis honoriert worden ist. Es hat mich schon ein wenig überrascht, dass bis jetzt noch keine Frau den Preis bekommen hat. Das ist aber ein gutes Zeichen – nicht nur für mich, sondern für alle Frauen – dass am Ende nur die eigene Arbeit zählt.

Das Hauptthema Ihrer Forschung ist die Ultra-Breitbandtechnologie. In welchen Bereichen unseres Alltags wird die Ultrabreitband-Technologie bereits eingesetzt?
Ultra-Breitband (engl. Ultra Wideband–UWB) Technologie ist eine leistungsfähige drahtlose Funktechnologie, die sehr hohe Datenraten für Kommunikationsanwendungen und Auflösungen in Radar-Applikationen erlaubt. Die sehr hohe Bandbreite stellt komplett neue Herausforderungen an Komponenten- und Systems-Design und Entwicklung, verbessert Funk-Szenarios und eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten, wie z.B. medizinische Diagnostik, „through wall imaging“ (z.B. um verschüttete Personen nach einem Erdbeben unter dem Schutt zu erkennen), usw. Insbesondere erlaubt diese hohe Bandbreite eine immens hohe Datenrate, die ein Vorteil für Multimedia-Anwendungen ist. Beispiele in diesem Fall sind drahtlose Datenübertragungen zwischen Kamera oder Drucker und Computer: in wenigen Sekunden kann man viele Daten viel schneller als mit WLAN übertragen. Überdies kann eine sehr hohe Auflösung erreicht werden, die sowohl Vorteile im Radar-Bereich als auch für medizinische Anwendungen (z.B. Erkennung von Krebszellen, Drahtlose Überwachung von Lebenszeichen, usw.) bietet. Auch Sensornetzwerke können von der sehr hohen Bandbreite profitieren, die eine sehr große Benutzerdichte erlaubt.

Wie ist es Ihnen gelungen, die aktuellen Verfahren zu verbessern bzw. wie sieht ihr neuartiger Ansatz aus, um das Potential der UWB-Technik weiter zu vergrößern?
Wegen dieser besonderen Eigenschaften von UWB im Vergleich zu schmalbandiger Funktechnologie müssen neue Beschreibungsmethoden und Leistungskriterien erfunden und entwickelt werden, um Ultra Breitband Komponenten und Systeme charakterisieren zu können. In meiner Dissertation habe ich neue Analysenverfahren, Kriterien und daneben Optimierungsmethoden entwickelt, um die UWB Kommunikations- und Radar-Systemen zu charakterisieren und verbessern. Mit den Ergebnissen meiner Dissertation kann man UWB Komponenten  (z.B. Antennen) mit leichter zu benutzenden Methoden charakterisieren und effiziente UWB Komponenten bauen.

Sie studierten 5 Jahre Elektrotechnik in Padova, Italien, bevor Sie 2007 für die Promotion nach Karlsruhe ans Institut für Hochfrequenztechnik und Elektronik (IHE) kamen. Wie unterscheidet sich das Studium in Italien von den Strukturen in Deutschland?
Sowohl in Italien als auch in Deutschland gibt es das Bachelor-Master Programm, und ich sehe kaum Unterschiede zwischen den Konzepten, die in den beiden Ländern gelehrt werden. Ein Unterschied ist, denke ich, wie gelehrt wird: in Italien wird der Fokus auf die Theorie gelegt, in Deutschland ist es mehr an der Praxis orientiert.

Warum haben Sie sich ausgerechnet für das KIT entschieden?
Wegen UWB. Am Institut für Hochfrequenztechnik und Elektronik (IHE) des KIT gibt es eine der beste UWB Forschungsgruppen weltweit, mit sehr berühmten und hoch qualifizierten Professoren. Außerdem sind das KIT und das IHE sehr international, hier forschen Menschen aus der ganzen Welt gemeinsam, sie sind sehr gut und spezialisiert. Das ermöglicht den Austausch von Erlebnissen, Erfahrungen und von Kultur.

Ich denke, dass das ein Schwerpunkt des KIT ist und eine kulturelle Bereicherung ermöglicht. Alle diese Perspektiven haben mich dahin geführt, meine Entscheidung für das KIT zu treffen: ich habe mich für die Exzellenz entschieden. Exzellenz in Bezug auf die Arbeitsatmosphäre, die wie gesagt multi-kulturell und sehr antreibend ist, und auf die Forschungsmöglichkeiten, es gibt besonders gute Forschungsbedingungen und Geräte. Hier kann ich in einer der besten Gruppe der Welt in meinen Forschungsschwerpunkten und -interessen forschen. Ich muss auch sagen, dass ich ganz glücklich bin, weil ich sehr gut von meinen Kollegen aufgenommen wurde und die Arbeitsatmosphäre in meiner Forschungsgruppe sehr inspirierend ist.

Sie sind Leiterin der Young Investigator Group (YIG) „Ultra Wideband Medical Diagnostic“ am Karlsruher Institut für Technologie. Was genau untersuchen Sie?
Für mich ist es eine sehr große Ehre. In meiner YIG-Gruppe gibt es sehr motivierte und gute Doktoranden. Wir untersuchen und entwickeln neue Methoden und Sensoren für medizinische Diagnostik mit UWB, um das Leben kranker Personen zu verbessern. Wie gesagt, die UWB Technologie eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten, eine von ihnen ist die medizinische Diagnostik. Beispiele sind Erkennung und Überwachung von Wasseransammlungen im Körper oder von Krebsknötchen, die schwierig mit klassischen Technologien (X-Ray, Ultraschall, usw.) zu detektieren sind. Übrigens hat die UWB Technologie nicht die negativen Auswirkungen anderer Technologien, wie z.B. bei Röntgenstrahlen. UWB ist nicht ionisierend.

Was halten Sie vom Zusammenschluss von FZK und Universität zum KIT?
Ich denke, dass es ein großer Fortschritt für die Forschung in Karlsruhe ist.

Die Kooperation bringt Schwerpunkte und das Know-How von beiden, Universität und FZK, zusammen. Damit ist es möglich, noch bessere wichtige Forschungsergebnisse zu bekommen.