Interview mit der Alumna Carla Allende

Carla Allende

Im Jahr 2009 gründete KIT-Alumni gemeinsam mit Carla Allende, Karlsruher Chemieingenieurin und Koordinatorin für internationale Beziehungen an der UTN-Facultad Regional Córdoba, den KIT-Alumniclub Argentinien. Seit dieser Zeit kümmert sich die Clubpräsidentin rührend um Absolventen, DAAD-Stipendiaten und Studierende, die eine gewisse Zeit in Karlsruhe verbracht haben. Nun ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Über ihre Wünsche für den Club und konkrete Pläne spricht Carla Allende im Interview mit Claudia Reichert.

Frau Allende, wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Club?
In Vorbereitung auf die Gründung des Clubs haben wir 30-35 Alumni eingeladen.

Am Tag vor der Gründung wurden wir sehr überrascht: es sind mehr als doppelt so viele ehemalige Studenten gekommen, da sie von Freunden über das Seminar gehört hatten.

Die Erwartung für die Veranstaltung und für den neuen Club war unglaublich. Deshalb haben wir heute 115 argentinische und deutsche Alumni-Mitglieder. Seit der Gründung haben wir uns viermal in Córdoba und in Buenos Aires getroffen, über eine Distanz von 700 km! Unser Land ist sehr groß, und es ist schwierig, alle Mitglieder zu vereinen.  Dennoch, jeder will wissen, was wir auf jeder Sitzung besprochen haben. Bei jedem Treffen erinnern wir uns und tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse in Karlsruhe aus... denken an unsere Profs, unsere Freunde! Außerdem arbeiten wir an der Zusammenstellung von gemeinsamen Projekten in Argentinien. Die Atmosphäre hier ist unglaublich! Durch die gemeinsamen Erfahrungen fühlen wir uns viel näher. Darüber hinaus gibt es kleine Gruppen, je nach Abschlussjahr am KIT, die immer in Kontakt stehen. Jedes Jahr reisen zwischen 10 und 15 argentinische Studierende nach Karlsruhe.

Sie sind nicht nur Vorsitzende des Alumniclubs, sondern arbeiten auch als Koordinatorin für internationale Beziehungen an der UTN-Facultad Regional Córdoba. Warum ist es für Universitäten wichtig, internationale Kontakte aufzubauen und zu vertiefen?
In diesen Zeiten der Globalisierungs- und Wissensgesellschaft ist Bildung im Kontext der neuen Technologien wichtig. Eine starke theoretische Grundlage, um eine Ausbildung in diesen gesellschaftlichen Veränderungen abzuschließen, sowie die Förderung kooperativer Beteiligung und eine kulturelle und technische Öffnung zur Welt sind hierbei bedeutend.

Die Hochschulen sind von entscheidender Bedeutung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Ländern, da sie einen hohen Input für die Entwicklung der Humanressourcen geben. Diese Institutionen gewährleisten die Ausbildung einer neuen Generation von Fachkräften, die den Bedürfnissen und Veränderungen der Gesellschaft gerecht werden muss. Auf der anderen Seite verbessern unsere Schüler durch den größeren Zugang zu höherer Bildung in hochentwickelten Ländern ihre Fähigkeiten und können zu besseren Bedingungen für ihren Lebensstandard sorgen.

Warum ist Deutschland, respektive das KIT, als Studienort für argentinische Studierende offensichtlich so interessant?
Deutschland ist weltweit bekannt für seine Qualität in der Hochschulbildung und seine technologischen Fortschritte. Außerdem stellt der Bezug auf eine 150 jährige freundschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und Argentinen stets einen Ansporn dar. Diese Beziehung ist durch emotionale Bande geprägt, die durch bedeutende Einwanderungsströme entstanden sind. Unsere Verbindung wird tagtäglich durch Projekte, wissenschaftliche Zusammenarbeit, Kontakte auf höchster Regierungsebene,eine wachsende und impulsgebende Beziehung zwischen unseren Unternehmen sowie unseren Organisationen der Zivilgesellschaft, Universitäten und in weiteren Kulturbereichen gestärkt.

Welches sind die vorrangigen Ziele des Clubs?
Der argentinische KIT-Alumniclub hat sich zum Ziel gesetzt, eine Beziehung zwischen Ehemaligen in Argentinien und ihrer Alma mater sowie zwischen den Ehemaligen untereinander zu entwickeln und zu pflegen. Primär sollen die Ehemaligen über aktuelle Entwicklungen in Forschung und Lehre und über Ergebnisse des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) informiert werden. Durch gezielte Angebote soll das lebenslange Lernen der Absolventen unterstützt werden. Übergeordnetes Ziel der Alumniarbeit ist, das KIT bei der argentinischen und internationalen Identitätsstiftung zu unterstützen. Bisher haben wir einige Forschungsvorhaben zwischen Alumni in Argentinien und dem KIT identifiziert, Kontakte mit Karlsruhe wurden erneuert und  gestärkt. Es ist ein Wunsch des Clubs, dem Deutsch-Argentinischen Netzwerk Kooperationsprojekte zu präsentieren.

Wie sehen die Planungen des Clubs für die kommende Zeit aus?
Noch für dieses Jahr im Oktober planen wir ein sog. Webinar (online durchgeführtes Seminar) zum Thema „Beitrag der Ingenieurswissenschaften zum Umweltschutz“ des KIT-Alumniclubs Argentinien in Buenos Aires. Für das Seminar ist ein Tag mit folgenden Aktivitäten geplant: Fachvorträge, Videokonferenz mit dem KIT (Leitung Prof. T. Jordan) und ein abschliessender interdisziplinärer Runder Tisch. An den Veranstaltungen nehmen Ex-Stipendiaten aus Karlsruhe teil, die heute Wissenschaftler und Dozenten an den verschiedensten argentinischen Forschungs- und akademischen Bildungseinrichtungen (UTN, UBA, ITBA, UNC...) sind. Ebenso sind zwei bis drei deutsche Gastreferenten aus dem KIT vorgesehen. Zu den Veranstaltungen werden auch Studierende eingeladen, die zur Zeit wieder in Argentinien sind. Durch die Videokonferenz werden das KIT und die etwa 30 Seminarteilnehmer am Instituto Tecnológico de Buenos Aires (ITBA) online mit 6 Regionalfakultäten der Universidad Tecnológica Nacional in Argentinien zur aktiven Teilnahme verbunden. Die Planung des Seminars im Oktober 2010 ist zeitlich mit dem internationalen Kongress „Ingeniería 2010“ in Buenos Aires abgestimmt. Für 2011 planen wir ein großes Alumni-Seminar in Córdoba. Das Thema wird „Erneuerbare Energien in Südamerika und Europa“ sein. Hierbei hoffen wir auf Unterstützung durch den DAAD. Das Seminar soll europäische und südamerikanische Spezialisten aus verschiedenen Bereichen der  Ingenieurswissenschaften (Chemie, Bau- und Energiewesen etc.) sowie Vertreter aus Politik und Industrie zusammenbringen. Ein Ziel der Veranstaltung ist die projektbezogene Vernetzung der bestehenden KIT-Alumniclubs zwischen Argentinien, Chile, Brasilien und Ecuador.

Was kann der Club für KIT-Studierende tun?
Deutsche Studierende, die ihr Praktikum in Argentinien machen möchten, können uns kontaktieren und wir werden einen spezifischen Platz für ihr entsprechendes Profil suchen. Wir bieten auch Plätze in Forschungsprojekten mit Industriebezug. Derzeit gibt es einen KIT-Studierenden in unserem Land, der für ein Jahr in Córdoba studiert und sich bereits gut in Argentinien eingelebt hat. Im Oktober wird er der neue Botschafter des Clubs in Karlsruhe!