Im Gespräch mit Prof. Cristian Bornhardt

Cristian Bornhardt

Prof. Cristian Bornhardt kam in den 80er Jahren als Austauschstudent aus Chile ans KIT. Nach seiner Promotion an der TU Berlin kehrte er nach Chile zurück und arbeitet heute als Dekan und Professor an der Fakultät für Ingenieurwesen und Wissenschaft an der Univeristät. Gleichzeitig engagiert er sich ehrenamtlich als Präsdient des KIT Alumniclub Chile.

 

Was kommt Ihnen in den Kopf wenn Sie heute an das KIT denken und an Ihre Zeit damals am KIT denken?
Sehr schöne Winter, zum Beispiel. Ich war von 1981 bis 82 in Karlsruhe und es war einer der kältesten Winter. Ein Stipendium des DAAD ermöglichte mir damals mein Verfahrenstechnikstudium um die Auslandserfahrung zu bereichern. In Karlsruhe habe ich mich dann auf Lebensmittelverfahrenstechnik spezialisiert. Professor Loncin war der Institutsleiter und Dr. Weisser war Oberstudienrat. Herr Plett (Leiter des DAAD Chile) war zur gleichen Zeit in Karlsruhe und auch mit anderen Kollegen von damals besteht bis heute noch Kontakt.

 

Sie sind seit September 2011 Präsident des chilenischen Alumniclubs. Was ist Ihre Motivation, sich ehrenamtlich für das KIT zu engagieren?
In den letzten Jahren legen die meisten deutschen Universitäten großen Wert auf die Globalisierung und Internationalisierung und dadurch die Kontaktpflege vor allem zu den Alumni im Ausland. Ich habe es schon immer wichtig gefunden, den Kontakt zu meiner Gastuniversität zu halten und auch zu den Leuten hier, die auch in Deutschland studiert haben. Besonders meine Zeit an der damaligen Fredericiana hat mich geprägt. Das Studienjahr war sehr intensiv und ich habe viele Freundschaften geschlossen. Wenn man in Chile jemanden trifft, der auch in Deutschland, womöglich auch in Karlsruhe war, dann kommt man sich sofort vertrauter vor.


Das Aufrechthalten des Kontaktes wird zudem auch durch den DAAD unterstützt und ich konnte hiervon profitieren. Beispielsweise wurde ich zu Kongressen in Deutschland eingeladen, was für mich und meine Laufbahn an der Universität sehr wichtig war und die ich ohne die finanzielle Unterstützung nicht besuchen hätte können. Sicherlich sind diese Programme auch für die persönliche und professionelle Entwicklung anderer Alumni wichtig gewesen und ich freue mich, dass ich dies durch mein Engagement unterstützen kann.

 

Wie hat sich der Alumniclub entwickelt? Wann entstand er und wieviele Alumni treffen sich über den Club?
Ich war bereits 2009 bei der Clubgründung dabei. Diese fand im Rahmen eines der internationalen Alumniseminare, die durch den DAAD gefördert werden, statt. 150 Alumni sind heute als Mitglieder im KIT Alumniclub Chile registriert. Wir treffen uns einmal im Jahr – meistens zusammen mit anderen Deutschland Alumni – in Santiago de Chile, weil hier die meisten Alumni leben. Bisher fanden die Treffen unter dem Motto Erneuerbare Energien statt. Nicht nur in Deutschland ist das Thema sehr wichtig, auch hier in Chile: wir sind sehr abhängig von importierten fossilen Energieträgern. Politisch wurde viel daran gesetzt, die Energieeffizienz zu steigern, dezentrale Einspeisungen ins Stromnetz zu fördern und weitere Energiequellen (neben der vielgenutzten Wasserkraft) zu erschließen.

 

Sie selbst forschen nicht direkt an erneuerbaren Energien. Sie widmen sich jedoch dem Wasser, das zweite große Thema unserer Zeit.
Mein Forschungsthema war bisher hauptsächlich die Behandlung von städtischem und Industrieabwasser, schwerpunktmässig die biologische Stickstoffentfernung. Jedoch widme ich mich auch seit vielen Jahren dem Thema „clean technologies“ (und somit auch die Energieeffizienz). Die Energieproblematik ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Sie ist zudem ein Entwicklungsschwerpunkt unserer Fakultät für Ingenieurwesen und Wissenschaft, der ich derzeit als Dekan vorstehe.

 

Die UNESCO hat für 2013 das internationale Jahr des Wassers ausgerufen. Hat dies positiven Einfluss auf Ihre Forschungsprojekte? 
Nicht direkt, oft geschieht es in unseren Ländern, dass internationale politische Aufrufe sich nicht in konkrete lokale Massnahmen materialisieren. Zusammen mit internationalen Partnern werden wir jedoch versuchen, ein gemeinsames Projekt einzureichen.

 

Haben Sie die Möglichkeit, im Rahmen Ihrer Forschungsprojekte, Deutschland immer mal wieder zu besuchen?
Ich versuche, jede Art von Finanzierungsmöglichkeiten für eine Reise nach Deutschland zu nutzen. Im Durchschnitt kann ich etwa alle zwei Jahre zu einem wissenschaftlichen Zweck nach Deutschland reisen, sowohl im Rahmen von spezifischen Projekten, aber auch zu Weiterbildungsmassnahmen wie Tagungen, Alumniseminare, usw.

 

Gibt es etwas, das Sie bei jedem Besuch machen?
Ich versuche immer eine Reise nach Berlin einzuplanen. In Karlsruhe war ich nur zum Austausch, in Berlin habe ich drei Jahre während meiner Promotion gelebt und noch viele Freundschaften, die bis heute halten. Eine warme Bretzel mit Butter ist jedes Mal ein Muss. Aber ganz besonders ist eine Reise zur Adventszeit mit dem Besuch eines Christkindlmarkts – etwas, das man in Chile nie finden wird...